Adolf Nussbaum, Eisenwarenhändler
1846 - 1914
Sohn des Hirsch Nussbaum - Enkel des Manes Nussbaum
Haus des Sigmund und Adolf Nussbaum
Marktplatz 10
Alte Hausnummer 230
Hier im Erdgeschoss des Hauses eröffnete Adolf Nussbaum
1874 die erste Eisenwarenhandlung.
Quelle: Karl Stöckner, Stadtarchiv Hammelburg
Annonce aus dem Hammelburger Journal
1894 - Stadtarchiv
Adolf Nussbaum war der zweite Sohn des Hirsch Hermann Nussbaum. Er wurde am 11.7.1846 in Hammelburg geboren. Im Alter von sieben Jahren erlebte Adolf Nussbaum den furchtbaren Stadtbrand (25. April 1854). 360 Häuser, Geschäfte und Werkstätten brannten nieder, vermutlich auch das Stoff- und Textilwarengeschäft des Hirsch und Manes Nussbaum in der Judengasse.
1874 eröffnete Adolf Nussbaum eine Eisenwarenhandlung im Erdgeschoss des neu erbauten Hauses Nr. 230 am Marktplatz. Aus Aufzeichnungen des Stadtarchivs geht hervor, dass Adolf Nussbaum einer der aktivsten jüdischen Geschäftsleute in Hammelburg war. Er bot eine breite Produktpalette an Eisen- und Haushaltswaren, an Spielzeug (Blechspielzeug), an Gerätschaften, die Frauen im Haushalt und Männer in der Werkstatt, im Weinberg oder im Garten benötigten.
Adolf Nussbaum mit Ehefrau
Clara, geb. Berliner
Fotos: Charlotte Nussbaum - Isler, Irvington (New York)
Adolf Nussbaum heiratete Clara Berliner aus Westheim/Hammelburg. Clara wurde am 29.5.1850 in Westheim geboren. Sie entstammte einer jüdischen Familie, die seit dem 18. Jahrhundert in Westheim ansässig war. Sieben Mitglieder der Familie Berliner wurden Opfer des Holocaust. Adolf und Clara Nussbaum hatten zwei Söhne: Martell und Manfred.
Adolf und Clara Nussbaum, geb. Berliner
* 11.7.1846 * 29.5.1850
Martell und Manfred
* 14.3.1877 * 27.11.1883
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Martell und Manfred Nussbaum waren Schüler der Königlichen Lateinschule Hammelburg. Nach dem Stadtbrand (1854) war die Lateinschule im Jahr 1871 in das Rathaus umgezogen. Martell besuchte 1890/91 die V. Abschluss-Klasse. Manfred war 1897/98 Schüler der Abschlussklasse. Martell wurde Kaufmann und übernahm das Geschäft des Vaters, die Eisenhandlung "Adolf Nussbaum". Manfred studierte in München und Schwerin Klavier- und Orchestermusik. Er wurde ein bekannter Kapellmeister und Orchesterdirigent und heiratete 1923 in Stuttgart Claire Friedmann, die Konzertmistress des Jüdischen Kulturorchesters Stuttgart. Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor: Charlotte Nussbaum - Isler (* 1924) und Ernest Nussbaum (* 1928). Beide leben seit 1939 in den USA (Bundesstaat New York).
| Charlotte Nussbaum - Isler: "Times Past - Times present"
A Brief History of the Nussbaum, Schweizer, Friedmann and Isler Families
Stadtbibliothek Hammelburg
| Bahnhofstraße 3
1906/1907 zog die Eisenwarenhandlung des Adolf Nussbaum vom Marktplatz 10 in die Bahnhofstraße 3 um. (Alte Hausnummer: Bahnhofstraß 53)
Links im Bild das im neoklassizistischen Stil erbaute Haus der Familie Nussbaum.
Inhaber der Eisenwarenhandlung in der Bahnhofstraße 3 wurde Martell Nussbaum mit Ehefrau Lina, geb. Sichel aus Neustadt a. d. Saale. Foto: Erich Hutzelmann, Hammelburg
| Eisenwarenhandlung "Adolf Nussbaum" - Bahnhofstraße 3
Foto: Erich Hutzelmann |
Adolf Nussbaum
starb am 4.7.1914 im Alter von 67 Jahren.
Clara Nussbaum, geb. Berliner
starb am 30.6.1919 im Alter von 69 Jahren.
Sie fanden ihre letzte Ruhestätte im Jüdischen Friedhof Pfaffenhausen.
Reihe 38 / Grab 18
Jüdischer Friedhof Pfaffenhausen-Hammelburg (1586 - 1938)
Bet olam - Haus des Lebens |
Im Stadtarchiv Hammelburg sind
folgende geschäftliche Aktivitäten des Adolf Nussbaum verzeichnet:
1874
Eisenhandlung
Öfen, Herde, Waagen, Kochgeschirre, Sensen, Sicheln ...
Sub-Agent der Adler-Linie:
Deutsche transatlantische Dampfschifffahrt Hamburg
1874
Glas-, Porzellan- und Steingutwaren
Hammelburger Journal 10.12.1874
1876
Neueste Spielwaren, Gebrauchs-Glas und Porzellan
Hammelburger Journal 5.12.1876
1876
Agent der Hannover´schen Lebensversicherungs-Anstalt
Hammelburger Journal 9.5.1876
1877
Schuhe, Schuhmacherartikel
Hammelburger Journal 10.2.1877
1877
Auftragsbevollmächtiger der Maschinenfabrik und Eisengießerei
Gebrüder Decker & Co., Cannstadt
Hammelburger Journal 19.6.1877
1879
Fenster- und Schrankbeschläge, Draht- und Glaserstifte
Hammelburger Journal 30.8.1879
1880
Aufkauf von Alt-, Guß- und Schmelzeisen
Hammelburger Journal 6.3.1880
1880
Regulierfüllöfen mit und ohne Koch-Einrichtung
Hammelburger Journal 13.11.1880
1881
Auswanderungs-Agent des Norddeutschen Lloyd
Hammelburger Journal 24.2.1881
1883
Aufkauf von Altkuper, Messing, Zinn, Gusseisen
Hammelburger Journal 25.9.1883
1887
Eisenhandlung
Emaillliertes Koch- und Wassergeschirr, Futterschneidemaschinen
Hammelburger Journal 16.6.1887
1896 - 1901
Keine Presseveröffentlichungen und keine Annoncen
im Hammelburger Journal
1904
Drahtgeflechte, Stacheldraht für Zäune
Hammelburger Journal 19.1.1904
1906
Mit dem Bau einer Hochdruckwasserleitung
wurde in Hammelburg begonnen.
Zu Adolf Nussbaum in die Bahnhofstraß 53 (Bahnhofstraße 3)
wurde eine Anschlussleitung verlegt.
1907
zog die Eisenwarenhandlung
"Adolph Nussbaum"
vom Marktplatz 10 in die Bahnhofstraße 53 (3) um.
Quelle:
Karl Stöckner
Stadtarchiv Hammelburg
Fundmaterialien zu einstmaligen jüdischen Bürgern Hammelburgs