Jüdische Häuser in Hammelburg

 

Nach dem verheerenden Stadtbrand (25.4.1854)

waren jüdische Kaufleute maßgeblich am Wiederaufbau der Stadt Hammelburg beteiligt.

 

Foto: Stadtbrand 1854

 

 

 

 

 Vom 13. Jahrhundert bis Mitte des 19. Jahrhunderts

wohnten jüdische Familien in der Judengasse.

 

 

 

 


Die Judengasse

grenzte an die Hochgasse und an die Obere Gasse.

 

 

 

Im Stadtzentrum rund um den  Marktplatz

bauten jüdische Familien nach dem Stadtbrand (1854) neue Häuser.

Sie verließen das Ghetto der Judengasse und wurden gleichberechtigte Bürger der Stadt.

 

 

 

 

 

Am Marktplatz 10

 

Haus der Gebrüder Adolf Nussbaum (1846 - 1914) und Sigmund Nussbaum (1844 - 1912), erbaut 1874. Ihr Vater war Hirsch Hermann Nussbaum (1816 - 1887). Ihr Großvater war Manes Nussbaum (* 19.8.1771 in Burghaun). Die Eisenwarenhandlung des "Adolf Nussbaum" befand sich im Erdgeschoss des Hauses (1874 - 1907). 1912 wurde das Haus an den nichtjüdischen Kaufmann Ludwig Göbel verkauft. Die Eisenwarenhandlung "Adolf Nussbaum" zog 1906/1907 in die Bahnhofstraße 3 um. - Das Haus am Marktplatz 10 war das Elternhaus von Rosa Rothschild, geb. Nussbaum (1874 - 1942), Opfer des Holocaust. Rosa Rothschild war eine Tochter des Sigmund Nussbaum. Sie war in Duisburg verheiratet und dort bis 1942 wohnhaft.

 

 

 

   
     

 

 

Kissinger Straße 3 - 5 (früher und heute)

 

Haus des Simon Nussbaum (1848 - 1932) und seines Sohnes Karl Nussbaum (1885 - 1968), erbaut um 1878. Der Vater des Simon Nussbaum war Hirsch Hermann Nussbaum (1816 -  1887). Bis 1937 befand sich in der Kissinger Straße 3 - 5 das beliebte Textilkaufhaus "Simon Nussbaum". Hier wurde auch Hermann Nussbaum geboren (1891 - 1944). Er war ein Sohn des Simon Nussbaum. Hermann Nussbaum wurde Opfer des Holocaust. Das jüdische Kaufhaus ging 1938 in arischen Besitz über (Kaufhaus "Karl und Ganz"). Der jüdische Inhaber floh 1937 mit seiner Familie nach Hamburg und von dort 1938 über Frankfurt a. M. nach England. 1934 - 1935 war Karl Nussbaum im KZ Dachau inhaftiert.  Sohn Edwin (* 1920) lebt noch heute in den USA (Florida). Sohn Herbert (* 1914) starb am 21.11.2000 in Manchester (England). Er war Zahnarzt und Professor an der Uni Manchester.

 

 

 

 

 

Am Marktplatz 14 (Bildmitte)

 

Haus der jüdischen Familien Katz, Straus und Steinkritzer, erbaut vor 1880. Rechte Haushälfte: Haus des Moses Straus (1880 - 1924) und der Familie Steinkritzer (1924 - 1928). Hier wurde Ella Steinkritzer, geb. Straus geboren (1897 - 1942). Sie wurde mit ihren drei Kindern Horst, Margot und Klaus Opfer des Holocaust. Auch ihr ältester Bruder, Nestor Straus (* 1880), wurde Opfer des Holocaust. Seit 1929 gehört das Haus am Marktplatz 14 der  Familie Schilling. Vgl.  Haus Schilling (früher: Marktplatz 4).

 

 

  

 

 

Am Marktplatz 8 (Haus rechts)

 

Haus des Emanuel Stern (geb. 2.2.1836). Das Haus (heute Stadtcafé) wurde 1856 zwei Jahre nach dem Stadtbrand erbaut. Es war das älteste jüdische Haus und Geschäft "am Platze". Nachfolgender Besitzer wurde Nathan Stern (1864 - 1928), der Rosa Sichel, eine Tochter des Samuel Sichel, heiratete. 1928 übernahm Tochter Bettina mit Ehemann Julius Mantel, der aus Mellrichstadt stammte, das Geschäft. Am Tag des Pogroms (10.11.1938) wurde das Haus und Geschäft "Emanuel Stern" von der SA barbarisch demoliert. Julius Mantel wurde inhaftiert und ins KZ Dachau eingeliefert. Im Januar 1939 flohen Julius und Bettina Mantel in die USA.  Rosa Stern (1878 - 1942) blieb zurück und wurde mit den Enkelsöhnen Ernst und Norbert Neuberger (Kinder von Tochter Frieda, verh. Neuberger) Opfer des Holocaust. Die letzten  Wohnorte der Rosa Stern nach dem Pogrom waren Würzburg, Frankfurt a. M., Mellrichstadt und Plauen.

 

 

 

 

 

Marktplatz 7 (Haus Bildmitte)

 

Am Marktplatz 7 hatten Bernhard Stühler (* 1855) und dessen Sohn August Stühler (* 1881) ein Manufakturwaren- und Schuhgeschäft. August Stühler floh mit Ehefrau Hedwig 1936 nach Südafrika. Dorthin war Tochter Sophie Landauer schon im Mai 1935 ausgewandert. Zwei Söhne Bernhard Stühlers wurden Opfer des Holocaust: Dr. Albert Stühler (* 29.7.1884), der in der NS-Zeit nach Holland geflohen war, und Moritz Stühler (* 7.5.1897). Beide waren Schüler des Progymnasiums Hammelburg.

 

 

 

 

 

 Fortsetzung folgt ....

 

 

 

 


 

 

Fotos privat

 

 

4417