Die sowjetischen Kriegsgefangenen

stellen die größte lokale Opfergruppe der NS-Terrorherrschaft in Hammelburg dar.

 

 

Mehr als 20.000 sowjetische Kriegsgefangene wurden in den Jahren 1941 - 1945  in das Lager Hammelburg deportiert. Im Offizierslager Oflag 62 (XIII D), das die deutsche Wehrmacht im Juli 1941 in Hammelburg einrichtete, wurden mehr als 18 000 höhere Offiziere der Roten Armee registriert. Das Stammlager in Hammelburg, das Stalag XIII C, war von 1941 - 1945 beständig mit 3.000 sowjetischen Unteroffizieren und Mannschaftssoldaten belegt.



Quellennachweis:

Gedenkbuch verstorbener sowjetischer Kriegsgefangener

Friedhof Hammelburg Bayern

Klaus-Dieter Müller, Reinhard Otto

Kassel 2002

 

 

Der Historiker Dr. Reinhard Otto schildert auf Seite 19 des Gedenkbuches: "Das Genfer Kriegsgefangenenabkommen von 1929 legte fest, dass kriegsgefangene Offiziere getrennt von Unteroffizieren und Mannschaften in besonderen Lagern untergebracht werden sollten. Für die Offiziere der Roten Armee richtete die Wehrmacht im Sommer 1941 im Deutschen Reich allerdings lediglich ein einziges solches Offizierslager ein. Es lag auf dem Truppenübungsplatz Hammelburg in Unterfranken. Das Lager erhielt die Bezeichnung Oflag 62 (XIII D). Um den 20.7.1941 trafen die ersten Transporte in diesem Lager ein.

Sehr schnell stieg der Bestand des Lagers an: am 10.8.1941 hielten sich in Hammelburg bereits 4.753 Offiziere der Roten Armee auf, deren Zahl sich bis zum 1.12.1941 auf 5.140 erhöhte. Da unter den sowjetischen Kriegsgefangenen im Herbst 1941 Fleckfieber ausbrach und die meisten Lager unter Quarantäne gestellt wurden, kamen in den folgenden Monaten keine Angehörigen der Roten Armee mehr nach Hammelburg. Erst im April 1942 trafen die nächsten Transporte ein. Insgesamt wurden wohl mehr als 18 000 sowjetische Offiziere in diesem Lager registriert; von etwa der Hälfte liegen deutsche Karteiunterlagen im Zentralarchiv in Podolsk."

 

 


Die Dokumentationsstelle Dresden

 

erforscht seit einigen Jahren die Namen der in Hammelburg

ums Leben gekommenen

sowjetischen Kriegsgefangenen.


Totenliste  2011       Totenliste  2014

 


2.100 sowjetische Kriegsgefangene aus dem Lager Hammelburg wurden von Beamten der Gestapo Nürnberg unter Folter und erzwungener Denunziation selektiert, wenn sie Juden, Schüler, Studenten, Akademiker, Intellektuelle oder Polit-Kommissare waren. Sie wurden nach der Aussonderung durch die Gestapo völkerrechtswidrig aus der Kriegsgefangenschaft entlassen und ins KZ Dachau deportiert und meist noch am selben Tag auf dem SS-Schießplatz Hebertshausen in grausamen Massenerschießungen hingerichtet. Die KZ-Gedenkstätte Dachau erforscht zur Zeit die Namen der Ermordeten. Es waren insgesamt über 4.000. Über 2.000 kamen aus dem Lager Hammelburg (Oflag 62 bzw. Stalag XIII C).

 

 

 

Keine Chance auf Überleben

Jüdischer sowjetischer Kriegsgefangener

Foto: 1. August 1941, Quelle: Bundesarchiv Berlin


 

Alte Lagerstraße in Hammelburg

Weg in den Tod für Tausende sowjetischer Kriegsgefangener des 2. Weltkrieges

 

 

Vom Hammelburger Bahnhof zum Lager hinauf sind es ca. 4 km.

Nicht wenige Sowjets brachen unterwegs tot zusammen.

Sie wurden namentlich nicht erfasst und registriert. Sie blieben unbekannt.

 

 

Grabstein "Am Felschen" im Lager Hammelburg

 

 

Gedenkstein "Am Felschen" in Hammelburg mit der Inschrift:

"Diese Erde birgt 3031 Soldaten der Sowjetunion,

die zwischen 1941 und 1945 in Kriegsgefangenschaft gestorben sind."

 

 

  

Foto ganz oben: Michael Kenna

 

 

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